Dienstag, 19. Mai 2020
Als Trauerrednerin unterstütze ich Menschen dabei, Abschied zu nehmen und Trauer & Sprachlosigkeit über den Verlust eines Menschen in Worte zu fassen. Ich gestalte Trauerfeiern, die einfühlsam, tröstend und persönlich sind. Im Zentrum stehen dabei die Erinnerung an den verstorbenen Menschen & die Trauernden, die Abschied nehmen müssen.
Und genauso ist die heutige Trauerfeier. Wir nehmen, mit den Besonderheiten der aktuellen Beschränkungen, von einem Mann Abschied, der an dem Virus, das gerade die ganz Welt in Atem hält, gestorben ist. Und es ist schwer. Auch für mich.
Die kleine Enkelin des Verstorbenen rührt mich sehr, mit dem was sie vor der Trauerfeier sagt und wie sie dabei die Urne und das Foto anschaut. Ich habe die Trauerfamilie erst vor 4 Tagen kennengelernt. Wir standen uns vom ersten Moment an irgendwie nah und ich gehe heute alle Wege mit - bis zum Verschließen des Grabs. Danach sitzen wir noch lange auf einer Bank und sprechen - über das Leben & den Tod, über Wut & Ungerechtigkeit, über Corona & was es mit den Menschen macht.
Zu Hause angekommen muss ich erst einmal ein bisschen schlafen und mich lösen - von dieser Familie und ihrer Geschichte.
Das war wieder einmal eine ganz besondere und wertvolle Begegnung, die mir erneut gezeigt hat, wie wichtig und richtig es ist, als Trauerrednerin zu arbeiten.
Samstag, 15. Mai & Sonntag 17. Mai 2020
Mein Wochenende stand im Zeichen der Trauerfeier, die am Dienstag Vormittag sein wird. Am Freitag war ja das Trauergespräch und ich habe am Samstag die Rohfassung der Texte geschrieben. Dann musste ich erst eine Nacht darüber schlafen und am Sonntag ging es dann an den Feinschliff.
Es ist immer wieder eine besondere Situation eine Trauerfeier auszuarbeiten, weil jedes Wort wichtig ist. Ich versuche mich immer in den Verstorbenen und in jeden Trauergast hinzuversetzen und befinde mich während des Schreibens in einem Gedanken- und Gefühls-Tunnel.
Die Corona Beschränkungen, die wir am Dienstag beachten werden, habe ich intensv durchdacht. Die größte Herausforderung wird für mich wohl sein, dass ich den Menschen nicht „nah“ sein kann. Das Umarmen oder tatsächliche „Beistehen“ gehört für mich sehr oft dazu und ist ein natürlicher Impuls. Am Dienstag werde ich diesen Impuls unterdrücken.
Und ich werde etwas tun, was ich sonst nie mache: Ich stehe hinter einem Mikro-Ständer, um die nötige äußere Distanz zu wahren, und um meine Stimme zu verstärken. Auch wenn nur wenige Trauergäste da sein können, werden sie weit stehen und meine Stimme braucht ein wenig technische Unterstützung.
Morgen wird also geübt, dann das Auto beladen und noch ein bisschen Mut eingepackt. Und am Dienstag verabschieden wir einen Mann, von dem ich inwischen glaube, ihn gekannt zu haben.
Freitag, 15. Mai 2020
Heute haben gleich zwei meiner Paare standesamtlich geheiratet. Ein Paar hat im Saarland „Ja“ gesagt und das zweite in Basel. Von beiden Paaren habe ich wunderschöne Fotos bekommen und ich kann gar nicht beschreiben, wie sehr ich mich darüber freue, sie so glücklich, schön und strahlend zu sehen. Ich hoffe sehr, dass ich von beiden Paaren auch noch in diesem Jahr während der freien Trauung ein „Ja“ voller Überzeugung und Liebe hören werde!
Mein wichtigster Termin heute ist ein Trauergespräch. Es ist intensiv und sehr vertrauensvoll. Als die Trauerfamilie mit den Worten
„Das hat gut getan!“ mein Büro verlässt, habe ich das Gefühl, den Verstorbenen zu kennen.
Jede Trauerfeier und jede Begegnung mit Menschen, die gerade begreifen müssen, was passiert, braucht Kraft und Mut. Und jede dieser Begegnungen gibt mir ganz viel Kraft & Mut zurück. Ich bin dankbar für diese Erfahrungen und es macht mich glücklich, ein wenig helfen zu können in dieser schweren Situation.
Am Abend sind mein Kopf und mein Herz voll. Ich muss erst einmal alles sortieren, bevor ich morgen den Ablauf der Trauerfeier auf Papier bringe und die Texte schreibe.
Gute Nacht!
Donnerstag, 14. Mai 2020
Heute hatte ich eine Tagesaufgabe, die nichts mit Hochzeiten oder Beerdigungen zu tun hat, aber ganz viel mit Fragen, Einfühlen und schreiben: Ich habe heute zusammen mit der Musikschul-Leitung die neue Webseite der Musikschule Bopp an den Start gebracht. Der grobe Aufbau steht seit einigen Tagen und heute ging es um das Bildmaterial, zentrale Aussagen, moderne Formulierungen & Detail-Texte.
Dem Anlass entsprechende, schöne Texte schreiben, auch fachfremde, das macht mir so viel Freude und scheinbar bin ich auch ganz schön schnell dabei. Die beiden Musikschul-Menschen waren auf den Fall sehr glücklich. Und in der nächsten Woche machen wir die Webseite fertig und schicken sie ins große Internet.
Und die Webseite meiner lieben Friseurin, um die ich mich in den letzten Tagen gekümmert habe, ist auch fast fertig.
Falls Ihr auch eine Texterin für Euer Unternehmen sucht: Meldet Euch, ich habe gerade Zeit dafür, gemeinsamen machen wir Eure Texte frisch 😘
Mittwoch, 13. Mai 2020
Heute arbeite ich mal wieder von zu Hause aus und bin ganz entspannt dabei. Das ist eine Errungenschaft der Corona-Zeit, die ich auf jeden Fall beibehalten werde: Ich bin schon immer total gut darin, mich stark unter Druck zu setzen und mir selbst Regeln aufzuerlegen, zum Beispiel so etwas wie „Ich muss jeden Tag spätestens um 9 Uhr im Büro am Schreibtisch sitzen“. Weil man das eben so macht und sonst unproduktiv ist.
Das ist großer Mist!
Ich habe in den Home-Office-Wochen gemerkt, dass ich genauso produktiv (vielleicht sogar etwas produktiver) bin, wenn ich mir selbst Freiheiten gebe und meine üblichen Regeln lockere. Und das fühlt sich mega erleichternd und gut an!
Also wird heute im Wohnzimmer gearbeitet. Am Abend ist die ToDo Liste abgearbeitet und ich habe zwischendrin sogar leckere Königsberger Klopse gekocht!
Wir genießen sie auf dem Sofa, aus tiefen Tellern, denn ein Brautpaar hat mir beigebracht, dass die Welt immer dann in Ordnung ist, wenn man gemeinsam auf dem Sofa aus tiefen Tellern leckeres Essen isst.
Dienstag, 12. Mai 2020
In den letzten Tagen war ich ein wenig schreibfaul und habe gar keine Tagebuch-Einträge geschrieben. Da sich jetzt die Nachfragen aber häufen, habe ich beschlossen, wieder damit anzufangen.
Schön, dass Ihr meine Einträge so gerne lest und sie vermisst habt!
Jetzt geht es wieder los:
Huiiiii - was für ein aufregender Tag!
Am Freitag hatte ich den wilden Gedanken ein kleines Corona-Special für Brautpaare anzubieten, die gerade traurig sind, weil sie nicht wie geplant heiraten können. Getreu meinem Motto „Einfach mal machen“ habe ich Annika von Annika & Gabriel Fotografie gefragt, ob sie Lust hätten mit mir einen „Plan C“ zu schmieden.
Sie hatten Lust, wir haben unsere Ideen zusammengeworfen und heute konnten wir Euch schon unseren Plan C präsentieren. Vielen Dank für die lieben Reaktionen & Euer Interesse! Hier geht's zu den detaillierten Infos, und wenn Ihr Fragen dazu habt oder uns buchen möchtet, dann meldet Euch gerne: post@nadine-traut-euch.de
Neben dem spannenden Plan C und der Aufregung vor der Veröffentlichung der Idee, war heute viel los:
Ich darf wieder eine Trauerfeier begleiten. Das ist immer wieder auf’s Neue eine ganz besondere Situation, weil sie mich mit allem fordert, was ich zu geben habe.
Außerdem freue ich mich am Nachmittag, dass ich nächste Woche auch wieder ein neues Brautpaar für 2021 kennenlernen kann. Dieses Mal sogar wieder in meinem Hochzeitshaus. Am vergangenen Wochenende habe ich geputzt, geschrubbt und umgestellt und ab 18. Mai treffe ich mich wieder in meiner „22“ mit max. 2 Menschen. Ich habe mir einen genauen Plan gemacht, um alle Abstands- und Hygieneregeln einzuhalten und bin einmal mehr froh für den großen Raum im Erdgeschoss und den 2 Meter langen Tisch!
Heute spüre ich Aufbruch-Stimmung! Und merke gegen 19 Uhr, dass es außer einer Hand voll Cashew Kernen noch nichts zu essen gab. Schnell nach Hause, denn der Mann war beim Lieblingschinesen. Erschöpft und zurfrieden schlafe ich auf dem Sofa ein.
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